Der kalte
November ist hereingebrochen, es wird kalt, die Bäume werden kahl, die Sonne
versinkt in ein immer tieferes Rot. Zu diesem
Moment habe ich den passenden Soundtrack. Heute geht es um die uralte Black
Metal Legende Lunar Aurora mit dem letzten Longplayer „Hoagascht“. Für die Leute, die diese famose
Band nichtkennen (schämt euch!): Lunar Aurora sind seit 1994 mit Unterbrechung
aktiv gewesen. Spielten immer ein etwas anderen Black Metal, der unverkennbar
war. Ich bedaure sehr, dass die Jungs sich leider wieder aufgelöst haben. Sie
haben eine große Lücke hinterlassen.
Die
Herbstuntermalung beginnt mit dem Track „ Im Garten“. Ein Monolog sinniert über
die Schönheit des Todes, ehe sich ein erdiges Knurren erhebt und das Lied zu
Wellen schlagen beginnt. Über den Song schwingt ein natürlich klingendes
Keyboard, das die Stimmung verstärkt. Der gesamte Text ist im oberbayrischen
Dialekt verfasst. Was sich in allen weiteren Songs weiterspiegelt.
„Nachteule“
ist das zweite Stück. Die Melodie empfind ich als äußerst kraftvoll, auch hier
ist wieder der typisch erdige Sound äußerst effektiv. Es kommen hohlklingende
Geräusche vor, die vielleicht Rufe der Eule sein könnten. Diese Stilmittel
vermitteln ein wenig Leere und Hoffnungslosigkeit in den ansonsten doch recht
epischen wirkenden Melodien. Die Band nutzt Pausen, lässt die Nachteule rufen,
Flüstern erschallt und lässt den Raubvogel wieder los. Die Natur ist nicht nur
schön, zeigt sich auch von einer bösen Seite. Deswegen erinnert mich dieses
Lied auch an The Antichrist, auch wenn die Eule nicht zu den drei Bettlern
gehört.
„Sterna“ beschreibt
die tiefen des finsteren, von winzigen Lichtern bedeckten Firmaments. Hohe
Tonfrequenzen eines Synthesizers erschallen über einen erdigen epischen Sound. Auch
hier werden die Tempowechsel wieder ganz groß umgesetzt. Das Tempo wird zu
weilen komplett rausgenommen, es ertönen Bruchstücke von Sätzen wie „Dä Sterna…“
und Ambient-Sounds ertönen. Dann erklingt eine typisch fiese BM-Gitarre und das
Stück findet zu alter Stärke zurück. Äußerst, äußerst beeindruckend der Song.
Nimmt mich sehr mit.
Ab „Beagliachada“
ertönt die Scheibe schwerverdaulicher. Hufen eines Pferdes ertönen aus dem
Stück. Die Synthies klingen wie aus ein langes Horn. Immer wieder wird das
Stück durch Geräusche akzentuiert.
„Habergoaß“
fängt wie ein buntes Treiben aus einem Marktplatz an. Thematisch ist das Album
aus der tiefen ursprünglichsten Folklore aus Oberbayern angelehnt. So ist der
Albumname ein Brauch des gemeinschaftliches Musizieren. Das Stück fällt meiner Meinung
etwas ab. Die ersten Stücke sind dagegen zu stark komponiert. Dabei wird der
Refrain mit einer äußerst guten Hookline versehen.
„Wedaleichtn“
fängt mit langsamen, fast doomigen Gitarren an, Wird immer schneller, wirkt
aber wie ein schwerfälliger Gigant. Mitten im Song hört man ein Windzug, eine
Warnung wie an Schranken und ein Gewitter zieht vorbei. Es ertönen die
gleichen Gitarrenläufe wie am Anfang, aber die aufbauende Melodie ist etwas
anders als zuvor.
Das
vorletzte Lied „Geistervoid“ hat wieder die typisch hohl, leer klingenden
Ambientsounds inne. Der Song wälzt sich vernichtend vorwärts. Die Worte „Es werd
so koid, Geistervoid, Mei Herz werd oid, im Geistervoid.“ beschreiben es
ziemlich treffend.
Das Endstück
„Reng“, was so viel wie Regen heißt, schließt Hoagascht mit einer sehr
erhabenen Melodie ab. Es ist auch mit über sieben Minuten das längste des
Albums. Lunar Aurora schaffen es, eine Kälte und ein beklemmendes Gefühl in ein
doch recht melodischen, mit jede Menge Synthies und Ambientsounds getränkten Album zu erzeugen. Das Schlagzeug ist übrigens nicht ganz echt, wurde gesampelt.
Wertung:
Nicht jeder mag diese Band. Ich selbst schätze die eigene poetische Art. Das
Album ist ein krönender Abschluss von Lunar Aurora und hoffe, sie kommen
vielleicht eines Tages wieder.
Stil:
Ambient Black Metal
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