Sonntag, 22. April 2012

Black Salvation-Lunia...

Black Salvation könnte ein echtes Untergrundphänomen werden, wenn sie nicht schon eins sind. Diese Band besteht aus drei Musikern, wobei zwei Leute bei der Black Metal Kapelle No Empathy aktiv sind. Erwartungsgemäß erwartet man eine deftige Platte, die einem umhaut. Weit gefehlt, hier überrascht euch ein wunderbarer Psychedelic Rock. Verdammt, diese Band hat ein riesen Eindruck auf mich hinterlassen und ich denke meine Sympathie ist nicht nur der lokalen Niederlassung dieser Band zu verdanken. "Lunia" stellt etwas vollkommen Eigenständiges, Emotionales dar. Vergleiche zum blühenden Occult Rock-Trend sind auch sehr schwierig, Black Salvation sind ein Unikat.
Ich stelle meine Lobpreisung etwas ein und beschreibe lieber diese EP. Lunia... lässt sich schwer  analysieren, man verliert sich in der einstündigen Spielzeit sehr tief in der Musik. Am besten lässt sie sich am Stück hören, wobei einzelne Songs auch angehört werden können. Wichtig für diese Veröffentlichung ist eine richtige Höreinstellung, die keine Knall-Peng-Peng-Kulisse erwarten sollte. Diese Scheibe ist vorallen langsam, hat ruhige hypnotisierende Momente, die an Pink Floyds "Meddle" denken lassen. Die andere Seite sind die heftigen Ausbrüche, die ruhige Songs nicht so still wirken lassen. Gitarre und Gesang bedient Paul, am dröhnenden Fundament des Basses spielt Birger, den Takt am Schlagzeug führt Seitz an. Diese drei Jungs kreieren einen dröhnenden verspielten Psychedelic Rock, der vorsichtig ausgedrück mich am ehsten an Bands wie Sleep oder Electric Wizard erinnern möchten.
Die Gitarre baut mal dröhnende, verzerrte Soundwände auf, mal soliert diese im surrenden Bass und im einfachen mantrartigen Takt des Schlagzeuges. Dabei sind unkonventionelle Melodieläufe ein Charaktermerktmal von Black Salvation und schaffen diese hypnotisierende Trance beim hören. Wirklich laut wird eher selten. Auffällig ist, dass instrumentale Parts den Gesang bei Weitem überwiegen. Der Gesang ist übrigens ein bemerkenswerter Aspekt, den man von ein Black Metal Frontmann nicht so erwarten würde. Sehr tief und leicht gebrüllt, unterscheidet sich dieser vor allem vor tausenden Ozzy-Kopien. Guter Job!
Alle 4 Songs von Lunia... sind über zehnminütige Geschichten, die eine unbeschreibliche Atmosphäre schaffen. Beim Lauschen kommen mir Filme wie die ersten beiden The Hills Have Eyes vor meinem geistigen Auge, bedrohlich und melancholisch wie ein Endzeitszenario. Der Sound stellt ein Streitthema dar, ich muss eine vernünftige Lautstärke beim hören von Lunia finden um diese mit hohen Genuss lauschen zu können. Besser abgemischt würden bestimmte Stellen mehr auffallen. Authentischer Retrosound stellt wiederum den Kontrapunkt des verbesserten Sounds dar. Mit einer sauberen Produktion könnte diese Scheibe nicht mehr so ureigen klingen, wie sie jetzt aus den Boxen kommt.
Fazit: Lunia... begleitet mich schon Monate und höre sie fast jeden Tag ohne mich gähnen zu lassen. Ein Klassiker stellt diese Scheibe schon jetzt für mich da. So eigenständig und originell war selten eine Band. Es wird für viele Hörer eine Herausforderung sein, sich in die Welt von Lunia... fallen zu lassen. Wenn man einmal im Innern ist, möchte man nicht mehr so schnell aus diesem Bann raus. Pink Floyd Freunde und Krautrock/ Doom Metal Anhänger sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren und sich vor allen viel Zeit nehmen. Hoffentlich wird es in der Zukunft neue Veröffentlichungen geben! Vielen Dank an Black Salvation für dieses Manifest vom wahren langsamen Sound.

Songliste:

1: Inhale Lucifer (11.10 min.)
2: Lunia (13.09 min.)
3: Doomed Utopia (14.04 min.)
4: Ghost of dying Time (21.48 min.)

Wertung: 9/10

Genre: Psychedelic/Doom

Karge Welten Kunstverlag & Grave Temple Records (2011)