Montag, 10. November 2014

Lunar Aurora- Hoagascht



Der kalte November ist hereingebrochen, es wird kalt, die Bäume werden kahl, die Sonne versinkt in ein immer tieferes Rot.  Zu diesem Moment habe ich den passenden Soundtrack. Heute geht es um die uralte Black Metal Legende Lunar Aurora mit dem letzten Longplayer  „Hoagascht“. Für die Leute, die diese famose Band nichtkennen (schämt euch!): Lunar Aurora sind seit 1994 mit Unterbrechung aktiv gewesen. Spielten immer ein etwas anderen Black Metal, der unverkennbar war. Ich bedaure sehr, dass die Jungs sich leider wieder aufgelöst haben. Sie haben eine große Lücke hinterlassen.

Die Herbstuntermalung beginnt mit dem Track „ Im Garten“. Ein Monolog sinniert über die Schönheit des Todes, ehe sich ein erdiges Knurren erhebt und das Lied zu Wellen schlagen beginnt. Über den Song schwingt ein natürlich klingendes Keyboard, das die Stimmung verstärkt. Der gesamte Text ist im oberbayrischen Dialekt verfasst. Was sich in allen weiteren Songs weiterspiegelt.

„Nachteule“ ist das zweite Stück. Die Melodie empfind ich als äußerst kraftvoll, auch hier ist wieder der typisch erdige Sound äußerst effektiv. Es kommen hohlklingende Geräusche vor, die vielleicht Rufe der Eule sein könnten. Diese Stilmittel vermitteln ein wenig Leere und Hoffnungslosigkeit in den ansonsten doch recht epischen wirkenden Melodien. Die Band nutzt Pausen, lässt die Nachteule rufen, Flüstern erschallt und lässt den Raubvogel wieder los. Die Natur ist nicht nur schön, zeigt sich auch von einer bösen Seite. Deswegen erinnert mich dieses Lied auch an The Antichrist, auch wenn  die Eule nicht zu den drei Bettlern gehört.

„Sterna“ beschreibt die tiefen des finsteren, von winzigen Lichtern bedeckten Firmaments. Hohe Tonfrequenzen eines Synthesizers erschallen über einen erdigen epischen Sound. Auch hier werden die Tempowechsel wieder ganz groß umgesetzt. Das Tempo wird zu weilen komplett rausgenommen, es ertönen Bruchstücke von Sätzen wie „Dä Sterna…“ und Ambient-Sounds ertönen. Dann erklingt eine typisch fiese BM-Gitarre und das Stück findet zu alter Stärke zurück. Äußerst, äußerst beeindruckend der Song. Nimmt mich sehr mit.

Ab „Beagliachada“ ertönt die Scheibe schwerverdaulicher. Hufen eines Pferdes ertönen aus dem Stück. Die Synthies klingen wie aus ein langes Horn. Immer wieder wird das Stück durch Geräusche akzentuiert.

„Habergoaß“ fängt wie ein buntes Treiben aus einem Marktplatz an. Thematisch ist das Album aus der tiefen ursprünglichsten Folklore aus Oberbayern angelehnt. So ist der Albumname ein Brauch des gemeinschaftliches Musizieren. Das Stück fällt meiner Meinung etwas ab. Die ersten Stücke sind dagegen zu stark komponiert. Dabei wird der Refrain mit einer äußerst guten Hookline versehen.

„Wedaleichtn“ fängt mit langsamen, fast doomigen Gitarren an, Wird immer schneller, wirkt aber wie ein schwerfälliger Gigant. Mitten im Song hört man ein Windzug, eine Warnung wie an Schranken und ein Gewitter zieht vorbei. Es ertönen die gleichen Gitarrenläufe wie am Anfang, aber die aufbauende Melodie ist etwas anders als zuvor.

Das vorletzte Lied „Geistervoid“ hat wieder die typisch hohl, leer klingenden Ambientsounds inne. Der Song wälzt sich vernichtend vorwärts. Die Worte „Es werd so koid, Geistervoid, Mei Herz werd oid, im Geistervoid.“ beschreiben es ziemlich treffend.    

Das Endstück „Reng“, was so viel wie Regen heißt, schließt Hoagascht mit einer sehr erhabenen Melodie ab. Es ist auch mit über sieben Minuten das längste des Albums. Lunar Aurora schaffen es, eine Kälte und ein beklemmendes Gefühl in ein doch recht melodischen, mit jede Menge Synthies und Ambientsounds getränkten Album zu erzeugen. Das Schlagzeug ist übrigens nicht ganz echt, wurde gesampelt.

Wertung: Nicht jeder mag diese Band. Ich selbst schätze die eigene poetische Art. Das Album ist ein krönender Abschluss von Lunar Aurora und hoffe, sie kommen vielleicht eines Tages wieder.

Stil: Ambient Black Metal