Montag, 8. September 2014

Helrunar-Sól



Kürzlich ist die erste Deaf Forever erschienen, es wurden die 50 besten deutschen Metalplatten seit der letzten Jahrtausendwende auserwählt. Alles recht geschmackssicher, aber es wurde „Sól“ von Helrunar in der Top 50 vollkommen vergessen.
Helrunar werden oft unter der Schublade Pagan Metal abgestempelt- weit gefehlt! Die Band erzeugt Kunst, die kalten rasenden Black Metal mit romantischen Bildern eines verregneten Herbstwaldes verbindet.
Genau diese karge Romantik fand ich auf dem bisherigen besten Werk von Helrunar, dem zweiteiligen Album Sól. Dabei handelt es sich um ein Konzeptalbum, das dich in 1 ½ Stunden auf ein Trip mitnimmt.

Die Texte sind multidimensional, lassen sich aus unterschiedlichsten Perspektiven interpretieren. Sie sind lyrisch wertvoll, erstaunen mich, wirken intellektuell und philosophisch. Diese fehlende Klischeebedingung machen Helrunar so unglaublich einzigartig und interessant.

Musikalisch ist jeder Song meisterhaft. Das Album sollte meiner Meinung nach am ganzen Stück gehört werden um zu erkennen wie sie Lieder miteinander verwoben haben.

Alter norwegischer Black Metal wie Taake oder früher Ulver lassen sich in Punkte wie Raserei und Kälte als Referenzmusiker herbeiziehen. Die Gitarrenläufe haben einen typischen kalten kraftvollen Sound.
Marcel Dreckmanns Gesang ist unglaublich fies. Zu diesem extremen Gesang bilden die Sampler eine erdrückende, beklemmende Atmosphäre. „Erst als es zaghaft zu tauen begann, wurde das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Irgendetwas war eingeschlagen wie 50 Megatonnen auf Novaja Semlja…“. Nach solchen Monologen wirken Songs wie „Aschevolk“ noch kraftvoller. In diesen Song wirkte Blutaar von Drautran mit, der mit seinem sehr hohen Gekreische die Katastrophe perfektioniert.
Das Drumming ist auf Sól kraftvoll abgemischt, zeigt sich äußerst gut nachvollziehbar.
Manche Songs zeigen anfangs vollkommen andere Gesichter, verändern sich dann zu etwas Unerwarteten. So ging es mir bei "Die Mühle“. Der Song fängt schleppend, etwas unspektakulär an, nimmt aber immer mehr an Fahrt auf und zeigt Riffs, die manch andere Bands vor Neid erblassen lassen. Bei der Phrase „Die Müüühle“ stellen sich Haare zu Berge. Wie Gitarrenmelodien miteinander verwebt werden, ist ganz großes Kino. 
Hymnen sind natürlich auch vorhanden.Mit Liedern wie das Titelstück mit den mehrfachenstimmigen tiefen Chorus oder der „Nebelspinne“ sind gute Einsteiger für das Konzeptalbum vorhanden. Zum genannten Titeltrack lässt sich erzählen, dass der tiefe Gesang sanft durch eine akustische Gitarre unterbrochen wird, auf der dann ein gefühlsvolles Solo folgt. Nach diesem Solo wirst auch du gereinigt sein, gereinigt von einer Katharsis namens Sól von Helrunar. 

Genre: Black Metal zum Nachdenken.

Wertung: Lief bei mir gefühlte hundert mal.

Label: Lupus Lounge

Kontakt:  http://www.helrunar.com/




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