Montag, 15. September 2014

Szron/Kriegsmaschine-Split



Habt ihr Bock auf ein richtig fiesen Black Metal. Ich zeige euch die Split der polnischen BM-Elite Szron und Kriegsmaschine. Beide Bands wurden in den folgenden Jahren des neuen Jahrtausends gegründet. Das hier besprochene Split ist die zweite. Beide Bands haben schon im Jahre 2003 unter den Banner „ Possessed by utter hate / the flame that burns inside“ ihre erste Hochzeit.
Glücklicherweise unterscheiden sich beide Bands erheblich.

Die erste Hälfte fängt mit der Band Szron an. Die Polen spielen rohen, primitiven Black Metal. Der Frontmann stößt abscheulich ranzige Laute aus seiner Kehle. Im matschigen Drumsound sind vereinzelt Blastbeats zu erkennen, die Gitarren klingen ultra dreckig. Mal sind schnelle Nummern dabei wie „Where life is absent“, mal finde ich schleppende Songs wie „Beneath the conscisous perception“. Das Ziel der Vertonung von Hass und Misanthropie kommt ganz gut an. Auf Dauer empfinde ich den Gesang etwas gewöhnungsbedürftig. Der bleibt in der gesamten Spiellänge im gleichen Stil und variiert nicht stark. Insgesamt ist die Split mit fünf Tracks der Band bestückt.

Die zweite Hälfte gehört der Kriegsmaschine. Falls ihr euch denkt, der Gesang kommt mir irgendwie bekannt vor, könntet ihr richtig liegen. 2/3 der Band, also auch der Sänger,  spielt bei den famosen MGLA. Im Gegensatz zu Szron ist diese Hälfte geprägt von erhabenen, gut durchgedachten orthodoxen Black Metal. Der Sound klingt transparenter, die Rhythmusfraktion ist geradliniger. Die Vocals sind getränkt mit Halleffekten, es sind Röcheln und höheres Schreien zu hören.
Der erste Titel „Annihilate Prime Factor“ eröffnet mit einem ordentlichen Geschwindigkeitsgeschoss. Durchbrochen wird dieser durch kurze Pausen, bis der Song wieder los schießt. Hier ist ein Sprachsampler eingebaut, der zum Gesang die Stimmung komplementiert.

Der zweite Song nennt sich „E.“ und bietet eine gute Mischung auf verschiedenen Geschwindigkeiten. Mich beeindruckt der gar nicht mal so in das Extreme gezogener Gesang. Zum orthodoxen Ambiente kommt im ersten Song noch Mönchgesang. Zu sagen ist noch, dass dieser Track mit den ersten und den letzten Bund verbunden ist.

Der letzte Song „The Fall, In All Its Glory” ist der absolute Höhepunkt auf der Scheibe. Er fängt mit unterschwelligem extremem Gesang an, bricht sich in einer Welle und ergießt sich wie ein Tsunami. Es ist extrem schwer zu beschreiben, wie der Song auf ein wirkt. Erleuchtend, erhaben mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit, die man im Black Metal selten findet. Selbst die Cleanen Parts am Gesang läuten neue Glockenschläge von Finsternis ein. Das ist in Sachen Songwriting ganz großes Tennis. Die Rückkopplungseffekte am beginnenden Ende des Songs führen zum Höhepunkt und plötzlich ist alles vorbei.

Fazit: Kriegsmaschine gehen klar als bessere Band heraus. Hier zeigt sich, was die Männer später noch (mit MGLA und späteren Kriegsmaschineveröffentlichungen) der Welt mit wahren BM zeigen. Aber auch Szron beeindrucken. Diese primitive Art ist äußerst sympathisch konservativ. Falls beide Bands noch unbekannt sind, empfehle ich sofort das Reinhören!

Wertung: Kriegsmaschine gewinnen, Szron hassen.

Label:  Under the Sign of Garazel Productions

Kontakt-Szron:  Under the Sign of Garazel Productions

Kontakt-Kriegsmaschine:  http://www.kriegsmaschine.pl/   und http://www.no-solace.com/



 

Donnerstag, 11. September 2014

Martyrdöd- Sekt



Manchmal gibt es Alben, da hat man sich vorher nicht reingehört. Man findet das Cover dufte, das Bandlogo wirkt vielversprechend und am Ende der Hörsession ist man begeistert. Genau sowas hatte ich bei den Album „Sekt“ von Martyrdöd.  Damals lag die Scheibe zusammen mit einem Rundling von Carpathian Forest im Briefkasten.
Was ich an der Musik sympathisch finde, ist die ungeheure Brutalität und Schnelligkeit. Die Jungs aus Schweden zocken eine mitreisende Mischung auf Crust, Black Metal und D-Beat. Es wird hysterisch gebrüllt, gekotzt und der Drummer kommt ordentlich ins Schwitzen. Natürlich ist pure Geschwindigkeit auf Dauer nicht der Bringer. Martyrdöd haben es kapiert und nehmen in den richtigen Momenten das Tempo raus, um wieder mit einer neuen Keule dir die Birne zerdeppern. Bei all der Brutalität höre ich respektable  Gitarrenriffs und auf Schwedisch eingesprochene Sampler. Zu dem rohen Crust-Punk kommt eine ordentliche Black Metal Schlagseite. Das Songwriting ist variabel ausgefallen, nix wirkt monoton oder trist. Bleibt zu sagen, dass hier ordentlich Wut abgelassen wurde und danke dafür. Übrigens: Das Merch sieht ziemlich gut aus.

Wertung:
"Extrem brutal und schnell,brachte Vatern aus Oslo mit und erinnerte sich nicht mehr daran. Bei der Keule kein Wunder."

Genre: Blackend Crust

Label: Southern Lord, Farewell Records 



Montag, 8. September 2014

Helrunar-Sól



Kürzlich ist die erste Deaf Forever erschienen, es wurden die 50 besten deutschen Metalplatten seit der letzten Jahrtausendwende auserwählt. Alles recht geschmackssicher, aber es wurde „Sól“ von Helrunar in der Top 50 vollkommen vergessen.
Helrunar werden oft unter der Schublade Pagan Metal abgestempelt- weit gefehlt! Die Band erzeugt Kunst, die kalten rasenden Black Metal mit romantischen Bildern eines verregneten Herbstwaldes verbindet.
Genau diese karge Romantik fand ich auf dem bisherigen besten Werk von Helrunar, dem zweiteiligen Album Sól. Dabei handelt es sich um ein Konzeptalbum, das dich in 1 ½ Stunden auf ein Trip mitnimmt.

Die Texte sind multidimensional, lassen sich aus unterschiedlichsten Perspektiven interpretieren. Sie sind lyrisch wertvoll, erstaunen mich, wirken intellektuell und philosophisch. Diese fehlende Klischeebedingung machen Helrunar so unglaublich einzigartig und interessant.

Musikalisch ist jeder Song meisterhaft. Das Album sollte meiner Meinung nach am ganzen Stück gehört werden um zu erkennen wie sie Lieder miteinander verwoben haben.

Alter norwegischer Black Metal wie Taake oder früher Ulver lassen sich in Punkte wie Raserei und Kälte als Referenzmusiker herbeiziehen. Die Gitarrenläufe haben einen typischen kalten kraftvollen Sound.
Marcel Dreckmanns Gesang ist unglaublich fies. Zu diesem extremen Gesang bilden die Sampler eine erdrückende, beklemmende Atmosphäre. „Erst als es zaghaft zu tauen begann, wurde das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Irgendetwas war eingeschlagen wie 50 Megatonnen auf Novaja Semlja…“. Nach solchen Monologen wirken Songs wie „Aschevolk“ noch kraftvoller. In diesen Song wirkte Blutaar von Drautran mit, der mit seinem sehr hohen Gekreische die Katastrophe perfektioniert.
Das Drumming ist auf Sól kraftvoll abgemischt, zeigt sich äußerst gut nachvollziehbar.
Manche Songs zeigen anfangs vollkommen andere Gesichter, verändern sich dann zu etwas Unerwarteten. So ging es mir bei "Die Mühle“. Der Song fängt schleppend, etwas unspektakulär an, nimmt aber immer mehr an Fahrt auf und zeigt Riffs, die manch andere Bands vor Neid erblassen lassen. Bei der Phrase „Die Müüühle“ stellen sich Haare zu Berge. Wie Gitarrenmelodien miteinander verwebt werden, ist ganz großes Kino. 
Hymnen sind natürlich auch vorhanden.Mit Liedern wie das Titelstück mit den mehrfachenstimmigen tiefen Chorus oder der „Nebelspinne“ sind gute Einsteiger für das Konzeptalbum vorhanden. Zum genannten Titeltrack lässt sich erzählen, dass der tiefe Gesang sanft durch eine akustische Gitarre unterbrochen wird, auf der dann ein gefühlsvolles Solo folgt. Nach diesem Solo wirst auch du gereinigt sein, gereinigt von einer Katharsis namens Sól von Helrunar. 

Genre: Black Metal zum Nachdenken.

Wertung: Lief bei mir gefühlte hundert mal.

Label: Lupus Lounge

Kontakt:  http://www.helrunar.com/